VII. Endbericht? – Nach 7 Monaten wieder Zuhause
Es ist vorbei! Unsere Tine ist aus dem Wasser, unsere Sachen sind gepackt und schon wieder ausgepackt. Wir sind wieder in Berlin. Jetzt sind sieben Monate rum und wir sind zurück Zuhause! Das ist ein sehr komisches Gefühl, wenn etwas so schönes, worauf wir lange hin gefiebert und es anschließend eingehend genossen haben „plötzlich“ endet. Aber der Reihe nach…
Am 29. Oktober 2019 sind wir in Bari angekommen. Wir waren ein paar Tage früher da als erwartet, dass war zur Abwechslung mal ganz schön. Es war gut nicht unter Zeitdruck zu stehen. Mein Vater und die Familie sollten am 1. November in Bari ankommen, so konnten wir uns erstmal an unser „Ziel“ gewöhnen und uns akklimatisieren. Es war ein merkwürdiges Gefühl am Ziel angekommen zu sein. Zwischendurch hatten wir wirklich nicht daran geglaubt jemals mit dem Boot bis nach Bari zu kommen…
Zwischendurch hatten wir überlegt auf Menorca zu bleiben, weil es dort so schön war. Dann hatten wir darüber nachgedacht auf Sardinien zu bleiben, weil es von Deutschland aus gut erreichbar ist und von Sizilien wollten wir uns eigentlich auch gar nicht trennen, weil es uns dort wieder so gut gefiel und wir über Reparaturen vor Ort nachgedacht hatten. Und trotzdem sind wir immer weiter gefahren und haben Bari nicht aus den Augen verloren. Letztendlich ging es irgendwie auch darum das geplante Ziel zu erreichen.
Wir haben es also geschafft! Wir sind wirklich stolz darauf, was wir geleistet haben. Mehr als 4000 Seemeilen sind wir in sieben Monaten gesegelt, haben tolle Menschen (eine Frau, die uns sehr beeindruckt hat sei hier erwähnt: Eleonora Goio! Wir haben erst kürzlich erfahren, dass sie Autorin ist und ein Buch über das Reisen mit körperlicher Beeinträchtigung publiziert hat.) und Orte kennengelernt und eine innige Beziehung zur Natur aufgebaut. Unser Planet ist einfach großartig und ihn zu bereisen ist eine unvergesslich bereichernde Erfahrung!
In Bari angekommen haben wir uns dann mit einem Großteil meiner Familie getroffen. Wenn ich schreibe „Großteil“, meine ich auch Großteil, weil ich als halbe Süditalienern eine ganze Menge Familie habe… Es war sehr schön, aber auch sehr ungewohnt. Nach sieben Monaten in der „Isolation“ waren wir ganz schön platt aufgrund so vieler Menschen. Die Große bekam sich fast gar nicht mehr ein vor Aufregung. Das war ein ziemliches Kontrastprogramm zu unserem Bootsleben der letzten Monate. Natürlich haben wir die Zeit mit der Familie auch sehr genossen. Vielleicht war das sogar der ideale Weg für den Wiedereinstieg in die Zivilisation.
Die letzten 10 Tage wurden dann noch ziemlich stressig: Es war wahnsinnig viel zu tun und zu klären und irgendwie kein Ende in Sicht. Mit zwei Kindern ist man eh nicht besonders flexibel und so hatten wir noch ein paar nervenaufreibende Tage. Vor allem wegen dem potenziellen Verkauf unserer Tine und der Frage, wie um Himmels Willen wir all unser Zeug nach Hause bekommen sollten?
Wir haben es geschafft. Natürlich. Wir sind mit zwei Kindern bis nach Süditalien gesegelt, dann schaffen wir es auch ein Bootsrat (gibt es dieses Äquivalent zu Hausrat?) zu verstauen und nach Hause zu kommen. Viele Eindrücke der letzten Wochen bleiben unverarbeitet, weil wir das Gefühl hatten, dass gerade der letzte Monat total schnell an uns vorbeigezogen ist. Wir werden uns etwas Zeit lassen und das gesehene weiterhin mit euch teilen, bis auch die letzte Erinnerung verarbeitet wurde. Es kann also noch eine Weile dauern…
Momentan ist das Zuhause sein noch sehr surreal. Irgendwie ist es als wären wir nie weg gewesen. Alles ist wie immer und wir hätten genauso gut hier gewesen sein können. Anderseits haben alle anderen auch weitergelebt und es hat sich alles irgendwie verändert… nur ein bisschen, nicht deutlich sichtbar, aber spürbar. Ein bisschen als würde man plötzlich in einer Filmkulisse wohnen: man kennt alles und es sieht alles so aus wie immer, aber es fühlt sich doch unecht an. Ich bin mir noch nicht sicher ob wir uns verändert haben. Das bemerkt man wahrscheinlich auch erst retrospektiv. Vielleicht dauert das ja nochmal sieben Monate?
Sieben Monate segeln und dann waren wir in zwei Stunden mit dem Flugzeug wieder Zuhause. Verrückte Welt! Oft hatten wir überlegt, ob es vielleicht ein zu ambitioniertes Ziel gewesen war, bis nach Apulien zu segeln. Man hätte genauso gut sieben Monate um Italien segeln können ohne alles zu sehen, was es zu sehen gibt… Letztendlich möchten wir aber keinen einzigen der schönen Orte und Erlebnisse missen. Es war genau richtig wie es war und genau das, was wir machen wollten. Für unsere nächste große Segeltour sind wir klüger, erfahrener und haben vielleicht auch einen anderen Fokus. Vielleicht. Wir sind gespannt, wann wir die nächste Tour starten…
4 Kommentare
Michele e Monica
Hallo kleine Familie,
Ein herzliches Willkommen zurück in Berlin!
Eine tolle Zeit liegt hinter Euch mit vielen Eindrücken die es erst nach und nach noch zu verarbeiten gilt. Wir möchten uns ganz herzlich bei Euch bedanken das Ihr uns an dieser schönen Reise habt teilhaben lassen.
Ein Traum wurde für Euch wahr, den wir auch noch träumen. Eines Tages, ja irgendwann werden wir es vielleicht auch schaffen uns aus dem Alltag zu verabschieden und mit dem Boot eine große Tour zu machen. Einen sehr ermutigenden Eindruck wie das werden könnte haben wir Dank Euch bekommen. Das hat uns darin bestärkt es auch mal zu versuchen. Spätestens in 5 Jahren, wenn Moni in Rente geht wollen wir starten. Das ist noch sehr lange hin. Aber wir werden das Ziel, auch Dank Euch, nicht aus den Augen lassen.
Wenn Ihr Euch wieder in Berlin eingelebt habt so würden wir Euch gerne einmal zu uns einladen um vielleicht noch das eine oder andere Foto zu sehen. Kann gerne Anfang des Jahres sein wenn Ihr im Alltag wieder Fuß gefasst habt. Laßt uns einfach dazu telefonieren.
Liebe Grüße
Monica und Michele
Julie
Ihr Lieben,
herzlichen Dank für die netten Worte und wir freuen uns sehr, wenn wir euch in eurem Vorhaben bestärkt haben. Macht es, es ist unbezahlbar! Wir würden uns sehr freuen euch bald zu sehen, um euch weiter in eurem Vorhaben zu ermutigen 😉 Also bis ganz bald, liebe Grüße
Sylvie Nautré
Weit oder nah widerspiegeln Erlebnisse und Erfahrungen einen Teil der inneren Welt. Dass ihr uns dank der Medien so mitgenommen habt, war für mich und viele Andere eine grosse Bereicherung und ein Zeichen eurer Grosszügigkeit. Sylvie
Eleonora Goio
Ciao carissima Julie,
grazie mille del pensiero, non ti ho scritto prima perché solo a metà novembre sono riuscita a portare la mia barca Mercurio ad Ancona. E‘ stato anche per me un incontro emozionante conoscervi e conoscere la vostra impresa. Ho passato nuovamente la patente nautica senza limiti e, quindi, da maggio ripartirò per altri 5 mesi di navigazione. Da Ancona fino a Trieste per scendere lungo la Croazia, Montenegro, Albania e Grecia. Teniamoci in contatto. Un grande abbraccio a tutti gli amanti del mare e della vela. Buon vento