14. Portugal (Part 2)
Nach einer langen Nachtfahrt lagen bei Cascais vor Anker. Nachdem wir 4-5 Stunden vor Anker bei Cascais geschlafen hatten, machten uns auf den Weg, um an Land zu gehen. Cascais ist eine sehr schöne Stadt, die wir bereits vor drei Jahren besichtigt hatten. Vom Wasser sah allerdings erstmal alles ganz anders aus und es war wieder spannend die Stadt neu kennenzulernen.
Es war sehr heiß an diesem 9. Juli, weswegen die Große erstmal an den Strand wollte. Das taten wir dann auch kurz, um uns zumindest die Beine abzukühlen. Die Badesachen hatten wir nämlich auf dem Boot gelassen, da wir zum Mittagessen mit einer Freundin verabredet waren, die hier in Cascais lebt. Das letzte Mal hatten wir sie bei unserem Portugalurlaub 2016 getroffen und wir freuten uns sie wiederzusehen und ihr zwei Monate altes Baby kennenzulernen. Gemeinsam verbrachten wir einen sehr schönen Nachmittag in Cascais. Als wir auf dem Weg zurück zum Boot waren, entdeckten wir ein Plakat auf dem stand, dass „The Roots“ in Cascais ein Konzert geben und zwar am 09.07. Kurzer Kalendercheck auf dem Handy…ja, der 9.07. war heute! Wir waren schon traurig gewesen, dass wir ihren Auftritt am 11.06. in Berlin verpassten. Wir googelten spaßeshalber wo sie auftreten würden und stellten fest, dass es ein Openair-Konzert nicht weit vom Hafen entfernt war. Anstatt also früh schlafen zu gehen, entschieden wir, dass wir ein Picknick im Park neben der Arena machen würden. Der Plan gefiel uns ausgesprochen gut. Auch die Große war begeistert: spätes Picknick im Park? Klar war sie da dabei! Wir statteten uns also entsprechend aus und machten uns auf den Weg. Zum Glück hatten wir das noch gemacht. Denn so kamen wir an wunderschönen Orten in Cascais vorbei, die wir bisher noch nicht gesehen hatten: am Farol Museu de Santa Marta, am Museu Condes de Castro Guimarães und der Parque Marechal Carmona, indem wir unser Picknick abhielten war auch sehr hübsch.
Der Park war allerdings umzäunter als wir dachten. Irgendwann, wir waren gefühlt fast einmal komplett rumgelaufen, fanden wir dann ein Stückchen Wiese direkt in Bühnennähe. Eine andere Familie mit Kind hatte die gleiche Idee und so hatte die Große gleich noch einen Spielkameraden und wir nette Gesprächspartner. Das Konzert ging wesentlich später los als erwartet, aber als es dann losging war es super. Nach einer Stunde waren wir aber alle sehr müde und gingen zurück zum Boot. Dabei stellten wir dann fest, dass wir das Konzert auch locker vom Boot aus hätten hören können. Aber unsere Picknick-Tour war natürlich viel schöner. Wie gesagt, wir hatten Orte und Leute entdeckt, die wir vorher nicht kannten und waren ganz glücklich über unseren schönen Tag und Abend. Wir lauschten noch ein bisschen der guten Musik und schliefen dann selig ein.
Nach einer sehr guten Nacht und einem tollen Tag in Cascais segelten wir weiter in Richtung Süden. Der Wind stand gut, dass mussten wir nutzen. Die nächste Etappe war Sines, etwa 53 Seemeilen weiter südlich in Portugal. Der Wind war dann leider ganz anders als vorhergesagt, daher mussten wir den Motor starten. Kurz vor Sines hatten wir dann auch noch recht große Wellen und schaukelten ordentlich hoch und runter. Das war das erste Mal das wir große Atlantikwellen miterlebten. Da wir aber mittlerweile alle seefest waren, machte uns das nichts aus. Wir spielten Karussell…
Sines – Industriestadt Portugals
In Sines ist einer der wichtigsten Containerhäfen des Landes positioniert. Aus diesem Grund gilt Sines auch nicht als besonders attraktiv. Unsere Freundin „warnte“ uns davor, dass es nicht besonders schön sei in Sines. Hinter dem Containerhafen, kommt aber ein zweites, kleineres Hafenbecken und dort sieht es schon anders aus. Wir suchten uns einen netten Ankerplatz mit Strandblick und Blick auf die hoch gelegene Altstadt.
Die Altstadt ist schön und geschichtlich nicht uninteressant. Sines ist die Geburtsstadt von Portugals wohl berühmtesten Seefahrer: Vasco da Gama. Entsprechend findet man eine riesige Statue von Vasca da Gama, ein imposantes mittelalterliches Castell und eine hübsche Kirche. Auch die Altstadt ist hübsch und bietet schöne Cafés und Restaurants.
Sines ist nicht so schön wie Cascais, hat aber wesentlich weniger Tourismus, was dann wiederrum ein maximaler Zugewinn war. Und Sines war sehr praktisch für uns: Wir konnten die Hafenanlagen (Duschen, Toiletten und Waschmaschine) zum halben Preis nutzen und entspannt mit dem Dinghy anlegen. Seit Muros war es ja immer die Frage, ob man „einfach“ an Land kann, wenn man ankert oder ob das vielleicht auch andernorts ein Problem ist. Wir fanden die Lösung im Hafen von Sines sehr Seglerfreundlich und waren dankbar über diese einfache Handhabung. Wir genossen zwei Tage am Strand und in der Stadt. Am Freitag, den 12.07. gab es dann noch ein Fest an der Strandpromenade, wo wir sehr gut gegessen haben und uns über die nette Atmosphäre freuten. Außerdem stellten wir fest, dass manche Menschen Gambas komplett essen: mit Schale, Kopf und allem! Und wir quälen uns immer ein ab mit dem Schälen…
Nachdem wir am Samstagnachmittag alle nochmal die Duschen genutzt hatten, segelten wir weiter. Wir hatten wieder eine Nachtfahrt vor uns, aber diesmal nur 88 Seemeilen bis zum nächsten Ziel. Mitten auf dem Atlantik mussten wir dann ein Mann-über-Bord-Manöver einleiten, als Lucies Sonnenhut ins Meer flog. Anders als bei unserer Biskayaüberquerung klappte es diesmal, das über Bord gegangene Hab und Gut wiederzuholen. Das ganze konnten wir dann noch ein zweites Mal üben, als Fietes Sonnenhut ins Meer flog… immerhin hatten wir guten Wind! Und wir bekamen an diesem Tag sogar noch eine Dritte Gelegenheit das MOB-Manöver zu testen, als Fiete plötzlich mitten auf dem Atlantik einen riesigen, rosa Schwimmdonut auf dem Meer treiben sah und entschied, dass nehmen wir mit. Dieses neue Utensil wurde natürlich vor allem von der Großen freudig an Bord willkommen geheißen. Am liebsten hätte sie ihn sofort ausprobiert. Wir konnten sie zum Glück davon überzeugen, dass es jetzt nicht der beste Moment war. Die restliche Fahrt verlief ohne Manöver und recht ruhig. Auch die Nacht war ruhig und sehr schön. Als es wieder hell wurde, erfreuten wir uns an der schönen Algarvenküste.
Portimão – Die Küste der Algarve
Am Sonntagmittag kamen wir dann in Portimão an. Wir waren etwas erstaunt über die Masse an Booten in der Ankerbucht. Als wir dann ein freies Plätzchen für uns entdeckt und den Anker gesetzt hatten, waren wir sehr erstaunt über die Massen an Jetskis und anderen Wasserspielzeugen. Es war etwas überladen dort in Portimão. Trotzdem ließen wir das Dinghy ins Wasser, um am Abend im Strandrestaurant essen zu gehen. Trotz der vielen Touristen genoßen wir unseren Abend sehr und freuten uns, so weit gekommen zu sein.
Am nächsten Tag war Montag, der 15.07., Fietes Geburtstag! Die Lage auf dem Wasser war ruhiger geworden – das Wochenende war vorbei – und wir fuhren mit dem Dinghy in die kleine Stadt Ferragusa, für ein Geburtstagsmittagessen. Wir hatten ein gutes Mittagessen, waren aber sehr erstaunt über die Menüs, die in vielen verschiedenen Sprachen angeboten wurden. Man weiß, dass man in der Touristenhölle angekommen ist, wenn es das gesamte Speisen- und Aktivitätenangebot auch auf Englisch, Deutsch und Französisch gibt. Schönes Örtchen, aber wirklich sehr überladen. Also lieber zurück zum Boot, wo wir dann noch ein paar sehr leckere Stücken Kuchen (nein, den habe ich nicht selbstgebacken) genossen und später auch ein gutes Abendessen. Auch hier in Portimão lernten wir wieder einen sehr sympathischen Langzeitsegler kennen, der uns ein paar gute Tipps für die Weiterreise mitgeben konnte. Am nächsten Tag segelten wir nach dem Ausschlafen entspannt los und hatten dann die spontane Idee, doch noch bei den Höhlen von Benagil vorbeizufahren. Wir hatten tags zuvor schon darüber nachgedacht, die Höhlen zu besichtigen, hatten es aber aufgrund des Massentourismus doch nicht gemacht. Jetzt, wo wir so nah dran vorbeifuhren, reizte es uns dann schon sehr, die schönen Höhlen auch zu sehen. Auf dem Weg dorthin wurden wir von einigen Schnellbooten überholt. Wir rechneten damit, dass wir nicht allein in der Höhle sein würden. Wären wir doch mal früher losgefahren…
An der Höhle angekommen, gab es quasi eine Schlange von Motorbooten, die sich anstellten, um die Touristen hineinzufahren. Wir überlegten, ob wir nicht doch weiterfahren sollten. Andererseits, wenn wir jetzt schonmal da waren… wir setzten also trotzdem den Anker und ließen das Dinghy ins Wasser. Wir näherten uns langsam der Touristenhöhle und suchten nach einem Schlupfloch hinein. Ich würde sagen wir hatten ziemlich Glück, weil die meisten gerade fertig geworden waren mit dem Besichtigen. Wir hatten dann sogar einen kurzen Moment, wo wir das einzige Motorboot in der Höhle waren. Wow! Allerdings war es trotzdem gut besucht. Nicht nur Motorbootfahrer, auch Kajaks, Jetskis und ein sehr mutiger Schwimmer – bzw. aufgrund der vielen Motorboote, eher ein tendenziell suizidgefährdeter Schwimmer – waren in der Höhle unterwegs. Trotzdem war der Anblick toll. Wir blieben nicht lange, um nicht die nächsten Motorbootmassen abzuwarten und machten schnell wieder den Weg frei. Das Dinghy zogen wir erstmal hinterher. Als wir weitersegelten stieg Fiete zwischendurch mal kurz auf das Dinghy um. Das war ein komisches Gefühl. Plötzlich segelte ich alleine mit den beiden Kids. Er wollte ein paar Fotos von der segelnden Tine machen. Im Anschluss zog er das Dinghy während der Fahrt wieder hoch. Was für eine Leistung.
Unsere letzte Station in Portugal sollte das Cabo de Santa Maria bei Faro sein. Kurz vor der Einfahrt, wurde das Meer auf einmal total bewegt. Wir sahen es schon von weitem. Das Wasser kräuselte sich wie wild und ging plötzlich ganz verrückte Wege. Fiete übernahm die Pinne, weil der Druck so stark wurde, dass ich sie nicht mehr halten konnte. Die Flussmündung rein, war solch eine starke Strömung, dass alles schaukelte und kreuz und quer flog. Das war ganz schön verrückt. Nach 10 Minuten war es dann auch schon wieder vorbei. Aber diese 10 Minuten hatten es wirklich in sich. Verrückt diese Strömungen, Gezeiten, Winde, die Natur ist wirklich beeindruckend auf so unterschiedliche Art und Weise. Als wir die starke Strömung überwunden hatten, war es wieder sehr entspannt. Wir suchten uns einen schönen Ankerplatz im Flussbett und genossen die traumhafte Kulisse.
Nach dem Abendessen saßen Fiete und ich noch draußen. Wir wollten uns eigentlich den Vollmond ansehen. Aber statt eines Vollmondes sahen wir einen komisch verdeckten Mond in einem tiefen Dunkelrot (auch wenn die Medien sagen, die partielle Mondfinsternis wäre diesmal nicht rot, bei uns war sie rot). Wieder solch ein beeindruckendes Naturschauspiel. Wir wussten gar nicht, dass an diesem 16.07. eine partielle Mondfinsternis zu sehen war, fanden es dann aber klasse, dass wir sie gesehen haben. Mit solch einem Anblick am Abend, schläft es sich besonders gut.
2 Kommentare
Sylvie Nautré
Je lis seulement aujourd’hui avec le wifi de l’hôtel. Merci.
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