16. Endlich Málaga
Am 19.07. wollten wir ursprünglich in Málaga sein, da wir uns dort mit Leila verabredet hatten. Knapp zwei Wochen später hatten wir es dann geschafft: wir waren endlich in Málaga angekommen! Aber der Reihe nach…
Letzter Abend in La Linea
Wir hatten unseren ersten Besuch auf dem Boot erfolgreich hinter uns gebracht. Nicht nur hinter uns gebracht, es war richtig schön! (Den Bericht dazu findet ihr hier: 15. Ein Besuch, zwei Länder) Das heißt wir waren jetzt gewappnet für mehr Besuch und dieser lies auch nicht lange auf sich warten. Meine Schwester hatte ihren Flug nach Málaga am 2. August gebucht, um uns für ein Wochenende zu besuchen. Nachdem Leila also am 27. Juli wieder zurück gefahren war, blieben wir noch eine Nacht im Hafen von La Linea. Das stellte sich als wahrer Glücksfall heraus, da wir noch ein sehr nettes anderes Seglerpaar mit Kind trafen: Die Crew von der Helga. Sie waren ebenfalls auf einem 10 Meter Boot mit einem Kind unterwegs und nutzen 1,5 Jahre Elternzeit, um Europa zu besegeln. Demnach hatten wir viele Gemeinsamkeiten, eine Menge zu erzählen und einen sehr netten Abend.
Einmal um Gibraltar rum
Am nächsten Tagen verließen wir La Linea, um Gibraltar zu umsegeln. Unser nächstes Ziel war ein kleiner Ferienort in welchem wir ursprünglich meine Freundin besuchen wollten. Leider hatten wir uns um ein paar Tage verpasst und sie war schon wieder abgereist. Obwohl wir stark dran geglaubt hatten das wir uns dort sehen, hatten wir es leider nicht geschafft sie zu treffen. Aufgrund dieser Überzeugung hatten wir uns wiedermal vier Pakete zu ihrem Feriendomizil schicken lassen, die wir jetzt auch auf jeden Fall abholen mussten.
So segelten wir einmal um Gibraltar herum, was auch wieder beeindruckend war und nahmen Kurs auf Puerto de la Duquesa. Dorthin wären wir ohne unsere Freundin sicher nicht gesegelt. Auf dem Weg beobachteten wir ein ganz besonderes Phänomen: wir sahen etwas sehr Großes im Wasser treiben, um das ganz viele Vögel schwammen. Wir fragten uns erst was dort für ein totes Tier schwamm. Dann sahen wir, dass es sich um einen Mondfisch handelte, der sich an der Wasseroberfläche sonnte. Dass er noch lebte erkannten wir dann an der sich bewegenden Brustflosse. Wir waren leider viel zu begeistert und beeindruckt von dem Anblick, um ein Foto zu schießen. Hinterher ärgerten wir uns dann sehr, dass wir nicht zurückgefahren sind, der Anblick war schon einzigartig. Manche Dinge bestehen eben nur in der Erinnerung und können nicht geteilt werde. Jedenfalls hatten wir einen Mondfisch bisher nur im Aquarium von Lissabon gesehen und ihn hier mitten im Meer zu sehen war schon etwas Besonderes.
Der Hafen von Puerto de la Duquesa hielt eine weitere Besonderheit für uns parat: ein sogenanntes römisch-katholisches Anlegemanöver. Das bedeutet, dass es keine Fingerstege gab, wie bei den bisherigen Häfen, sondern dass man sich an Leinen, die in den Meeresgrund eingelassen waren festmachen musste. Die meisten Boote taten das indem sie rückwärts an den Steg fuhren, um die Leinen dann an den Heckklampen festzumachen. Da wir aber kein Bugstahlruder haben und nicht einfach rückwärtsfahren können, mussten wir die Leinen an den Bugklampen festmachen. Wir waren etwas aufgeregt, ob unser erstes römisch-katholisches Anlegemanöver klappen würde. Zum Glück klappte es sehr gut auch dank der Hilfe, der Marineros.
Puerto de la Duquesa – schöner Ort mit unschönem Ende
Der Hafen von Puerto de la Duquesa war von hübschen weißen Häusern gesäumt, die zwar nicht antik waren, aber zumindest im mediterranen Stil gehalten waren und deswegen wunderbar zum allgemeinen Erscheinungsbild passten. Direkt neben dem Hafen war der Zugang zum Strand, das war für uns natürlich ideal. Insgesamt gefiel uns das Örtchen sehr gut. Auch wenn wir meine Freundin nicht mehr trafen, so konnten wir doch ihren Restaurantempfehlungen folgen, welche sehr gut waren. Wir genossen zwei Tage vor Ort, zusammen mit sehr vielen Engländern, die diesen Ort „belagerten“. Auch im Hafen waren fast ausschließlich englische Boote. Und was für Boote: fast ausschließlich Motorboote und diese auch alle ungefähr vier Mal so groß wie Tine. Wenn dann ein ca. 3 Millionen Euro Boot den Namen „Just a toy“ trägt, wirkt das dann doch sehr befremdlich.
Wir wollten lieber weiter und legten ab… d.h. wir versuchten es. Beim Ablegen drückte uns der Wind gegen den Steg und wir bekamen eine Leine in den Propeller vom Motor. Motor aus, Leine fest, Tine am Treiben. Ein netter Herr kam vorbei und reichte uns eine Leine vom Steg, damit wir wenigstens nicht gegen die anderen Boote trieben. Wir grübelten wie wir jetzt wieder loskommen sollten. Fiete hielt die Gopro ins Wasser und stellte fest: wir hatten eine Leine im Propeller. Als er dabei war sich fürs Tauchen umzuziehen, kamen auch schon zwei Marineros vorbei, die das ganze wohl über die Hafenkameras beobachtet hatten. Ob wir ein Problem hätten fragten sie. Ja, dass konnte man schon ein Problem nennen. Wir teilten ihnen unser Problem mit. Sie zogen an der Leine und stellten dann ebenfalls fest, dass die Leine im Propeller war. Ja… gut das wir alle das gleiche Problem erkannten. Zweifel ausgeschlossen.
Einer der Marineros rief einen Taucher an und teilte uns mit, dass der eine Weile brauchen würde um vorbeizukommen. Ich machte den Fehler und sagte, mein Mann würde auch mal auf Tauchgang gehen. Das dürfe er nicht, wurde uns mitgeteilt. Tauchen im Hafenbecken war absolut verboten. Da es überall Kameras gab, wollten wir dann auch nicht den Groll der Hafenmitarbeiter auf uns ziehen, wobei wir während der Wartezeit von zwei Stunden mehrfach darüber nachdachten. Wir waren echt schlecht drauf. Musste die Leine durchgeschnitten und ersetzt werden? Wie viel würde der Taucher kosten?
Als der Taucher dann kam dauerte es genau 10 Minuten, mit an- und ausziehen, bis die Leine aus dem Propeller raus war und wir wieder frei waren. Die kurze Tauchaktion zog leider eine Rechnung von 180,-€ nach sich. Wir waren not amused. Das Positive war, dass die Leine ganz geblieben war und nicht ersetzt werden musste. Es hätte auch teurer werden können.
Also weiter gings: Segel setzen und ab in Richtung Málaga. Wir hatten überlegt nach Marbella zu fahren, haben uns dann aber die Hafenpreise angesehen und vermutet das wir nur noch mehr Boote à la „Just a toy“ antreffen würden und entschieden uns daher dagegen. Also nahmen wir Kurs auf Fuengirola, wo wir die Nacht vor Anker verbrachten. Von dem Örtchen sahen wir nur die Strandpromenade, die uns gut gefiel. Wir waren glücklich darüber im Mittelmeer zu sein und im „Happy“-Modus. Wir fanden alles nett und schön.
Am nächsten Tag stand der Wind gut, daher segelten wir direkt weiter nach Málaga. Es war zur Abwechslung auch mal gut vorher da zu sein, anstatt immer Zeitdruck zu haben. So konnten wir schon mal einen Ankerplatz raussuchen und schauen, wie man mit dem Dinghy an Land kam. Das testeten wir dann auch am nächsten Tag aus. In der Naviliy-App hatten wir gelesen, dass man das Dinghy beim Ruderclub festmachen konnte. Wir probierten das am Abend aus, da wir gerne essen gehen wollten. Ein sehr großer Hund begrüßte uns direkt am Steg, zum Glück hatten wir über ihn auch schon gelesen, dass er lieb war, sonst hätten wir uns das vielleicht nochmal überlegt mit dem an Land gehen. Aber nachdem ich mich an ihm vorbeigeschoben hatte und er weder mich noch das vorgeschnallte Mini gefressen hatte, ging ich zu dem älteren Herrn des Ruderclubs, um ihn zu fragen ob wir hier bleiben dürften. Er sprach nur spanisch und ich versuchte so gut es ging mich mit ihm zu verständigen. Er war allerdings nicht sehr freundlich und auch nicht gewillt deutlich zu sprechen, aber irgendwann sagte er dann es wäre ok. Ich fragte nochmal nach, ob das Tor dann auch offen wäre, da ein riesiges Schloss davor hing, was er bejahte. Wir gingen also an Land einkaufen und im Anschluss ins Restaurant. Auf dem Rückweg hatten wir ein bisschen Sorge, ob wir noch zum Dinghy kommen würden. Zum Glück war das Tor tatsächlich noch offen und der große Hund fraß uns auch auf dem Rückweg nicht auf.
Ein Besuch im Zeichen der Kunst
Am 2. August war es dann endlich soweit: meine Schwester kam uns besuchen. Wir holten sie beim Ruderclub ab. Wie auch Tags zuvor fragte ich, ob wir das Dinghy dort festmachen konnten. Die drei jungen Männer verneinten und sagten, sie würden Probleme mit der Polizei bekommen. Wir durften das Dinghy dort nicht lassen. Der alte Mann war leider auch nicht da… am Abend zuvor hätte ich nicht gedacht, dass ich ihn heute vermissen würde. Wir durften aber kurz festmachen, um meine Schwester einzusammeln und das taten wir dann auch.
Nachdem wir uns getroffen und umarmt hatten, gingen wir schnell zurück zum Boot. Die Große musste erstmal alles erzählen, was wir in den letzten vier Monaten erlebt hatten. Danach wurde erstmal gebadet. Es war nicht der schönste Ankerspot, aber er war gut geschützt hinter einer Mole und wir waren fast allein. Baden konnte man dort super.
Wir hatten am Abend eigentlich geplant essen zu gehen und hatten uns alle schick gemacht. Das Dinghy wollten wir am Strand lassen. Kaum waren wir hinter der schützenden Mole auf dem Meer, bemerkten wir die riesigen Wellen, die sich am Stand brachen. Da wir nicht schwimmend an den Strand wollten, entschieden wir uns dann doch für Nudeln auf dem Boot. Den besten Platz direkt am Wasser hatten wir ja eh.
Am nächsten Tag entschieden wir in den Hafen von Málaga zu fahren, um bequemer an Land kommen zu können. Die Hafengebühren waren wesentlich geringer als erwartet und wir freuten uns, ohne Dinghyprobleme, die Stadt zu erkunden. Wir waren alle sehr positiv überrascht von Málaga. Die Altstadt ist wunderschön genau wie der Stadthafen. Wir lagen nicht am Stadthafen, sondern etwas weiter draußen weswegen wir eine Weile laufen mussten. Dafür wurden wir nicht zur Touristenattraktion, dass hatte auch Vorteile. Wir verbrachten den ganzen Tag in der Stadt. Wenn wir schon mal da waren…
Erst hatten wir ein sehr gutes Mittagessen, dann gingen wir ins Picasso Museum. Das Museum war schön, aber auch etwas überbewertet. Einige tolle Kunstwerke waren dort natürlich zu sehen. Aber eigentlich gab es überall in der Stadt tolle Kunstinstallationen, Skulpturen und kleine Besonderheiten zu entdecken. Es gefiel uns ausgesprochen gut in Málaga.
Etwas voll war es, aber das war am ersten Augustwochenende wohl auch nicht anders zu erwarten. Nach viel Kunst, flanieren und gebummel gab es dann auch wieder ein leckeres Abendessen. Das war ebenfalls ziemlich gut, mit sehr leckeren Tapas. Auf dem Rückweg zum Hafen sahen wir sogar noch einige Flamencotänzerinnen bei einem Fest im Park. Wir hatten also das volle spanisch Programm an einem Tag. Das ganze ließen wir dann noch bei einem Cocktail am Hafen ausklingen. Ein sehr gelungener Tag wie wir alle fanden.
Am nächsten Tag, war das Wochenende auch schon fast wieder rum. Allerdings hatte meine Schwester ihren Flug erst am Nachmittag, so dass wir den Vormittag noch nutzen konnten, um noch mehr Kunst zu genießen! Wir besichtigten das Centre Pompidou von Málaga. Das war richtig klasse! Es gab beeindruckende zeitgenössische Kunst, die auch für die Große spannend zu entdecken war. Einen tollen Audioguide für Kinder gab es kostenlos dazu, den hörte ich allerdings fast mehr als die Große, so spannend war der gemacht.
Beflügelt von so viel Kunst gabs dann noch ein Mittagessen und einen Kaffee und schon mussten wir uns wieder verabschieden. Die Große war wieder traurig, lies sich aber schnell dadurch trösten, dass ihre Tante ihr versprach sie nochmal zu besuchen. Wir freuen uns auf das nächste Mal!
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