1. Es geht los
Nach Monaten der Planung, Anschaffung von fehlendem Equipment, Umbauten am Boot und Organisation Zuhause, ging es am 8.04.2019 endlich los: Europaumsegelung wir kommen. Eigentlich wollten wir schon am 1.04.2019 los, aber die „Kita“-Grippe (ja, das ist anders als die normale Grippe, es gleicht einer Epidemie) hat die gesamte Familie zwei Wochen ans Bett gefesselt und die Planung – Achtung, Wortspiel! – etwas über Bord geworfen. Also wurden die letzten zwei Wochen zur absoluten Stressphase, in der wir ein irres Arbeitspensum abgearbeitet haben inklusive dem Kurs und der Prüfung für den SRC Funkschein (am Tag vor der Abreise!). Zum Glück hat alles geklappt, Prüfung bestanden, Zuhause weitestgehend alles organisiert, alles fertig!
Also am 8.04. Abfahrt aus Berlin nach Kröslin, Auto bis unters Dach vollgepackt und los! Zum Glück, hat mein Mann unglaublich nette Eltern, die uns immer unterstützen und uns nach Kröslin begleitet haben. Dank Ihnen konnte das Auto nach dem Entladen wieder nach Berlin gebracht werden und die riesigen Taschen und Packkisten mussten auch nicht an Bord bleiben.
Nach zwei Tagen Auto ausräumen und Boot einräumen, haben wir es dann am 10.04.19 endlich auch geschafft den Hafen von Kröslin zu verlassen und unseren ersten Segeltrip der Reise zu starten. Der erste Törn als vierköpfige Familie war aufregend: Was tun mit dem 5 Monate alten Baby beim Ab- und Anlegen? Kriegen wir die Große (4,5 Jahre) beschäftigt? Ist auch allen warm genug? Fällt auch keiner ins Wasser?
Mini wurde in die Babytrage geschnallt und hing an Mama, die Große hat die neue, bunte Rettungsweste umgeschnallt bekommen und wurde in alle Abläufe integriert. Mein Mann, Fiete, war eh dauerhaft in Aktion und ich stand an der Pinne. Da ich keinen Segelschein habe ist die Steuerung der Pinne meine Standardaufgabe… ein Gefühl für die Steuerung habe ich mir allemal schon angeeignet. Das Ablegen hat wie immer super geklappt, aber kaum waren wir 45 Minuten unterwegs, hat die Große schon gewettert das ihr langweilig ist. Flaute war auch, wir waren also sehr langsam unterwegs und es sah so aus, als würde es ein etwas anstrengender erster Törn werden. Auf der Suche nach einer Beschäftigung für sie, schaute ich in den Horizont und sah im Wasser eine schwarze Kugel schwimmen. „Was ist denn das für eine schwarze Kugel im Wasser?“ sage ich zur Großen. Fiete: „Wo?“, ich: „Huch, weg. Spinn ich? Ich trink doch zur Zeit gar nicht.“ „Das könnten Robben sein.“ „Was hier?“ „Ja, genau auf der Höhe habe ich schon mal eine Robbe gesehen“ Unsere Große: „Jaa, Robben, Robben, Robben, ich will Robben sehen!“ Und schwupp, schaute die nächste schwarze Kugel aus dem Wasser. Am Anfang viel es der Großen noch schwer die Kugeln in der Weite als Robbenköpfe zu identifizieren. Aber für über eine Stunde – während der gesamten Flautezeit – wurden wir auf unserer Fahrt von diversen Robben begleitet. Eine war sogar nur 3 Meter von unserem Boot entfernt und wir hörten sie schnauben. Die Große war begeistert… ich vielleicht sogar noch etwas mehr. Das war schon beeindruckend. Noch nie in meinem Leben hatte ich Robben in freier Wildbahn gesehen. Die Reise startet unter einem guten Omen.
Nachdem die Robbenschau beendet war, holte Fiete eine Überraschung für die Große hervor: Ein kleines Boot zum Hinterherziehen. Sie war hin und weg, ein Boot nur für sie! Und damit war sie dann auch den Rest des Törns beschäftigt. Mini schlief die meiste Zeit und als sie mal gewickelt und gefüttert werden wollte, ging das bei dem ruhigen Meer auch problemlos unter Deck. Es war also ein guter erster Segeltörn. Nach ca. 4 Stunden liefen wir in Greifswald ein. Das Anlegemanöver lief nicht ganz so glatt wie das Ablegen, aber wir haben ja noch ein bisschen Zeit zu üben. Zu meiner Verteidigung: es ist auch gar nicht so einfach die Achterleine mit dem Bootshaken über den Poller zu werfen, wenn man ein Baby vorgeschnallt hat! Wie gesagt, wir haben ja noch ein bisschen Zeit zum üben.
Greifswald Wieck, ist ein süßes Städtchen, wo zu dieser Jahreszeit wirklich noch nicht viel los ist. Der Hafen war ziemlich leer. Nur ein leicht verrückter Amerikaner, der den Winter in seinem Boot am Hafen verbracht hatte, lag genau neben uns in der Box. Der Vorteil, um diese Jahreszeit mit dem Boot unterwegs zu sein ist, dass man noch keine Liegegebühr bezahlen muss. Der Nachteil, am Mittwoch erreicht man niemanden, der einem den Code für die Sanitären Anlagen verrät. Die Toiletten kann man mit einem 50 cent Stück benutzen, aber die Duschen lassen sich leider nur mit Einlass-Code betreten. Also war am Abend eine Katzenwäsche angesagt. Das passiert auf einem Boot, richtig schön Oldschool: Wasser kochen, mit kalten Wasser mischen und dann Waschlappen eintauchen! Nice!
Zur Belohnung gab es zum Abendessen dann Fischbrötchen im Reusenhaus. Die waren lecker und frisch und wenn man zwei davon hatte, war man auch wirklich satt. Für die Große gab es hinter den Sanitären Anlagen dann auch noch einen wirklich schönen Spielplatz zum Austoben. Müde, satt und fast sauber schliefen wir Abends ein.
Am nächsten Tag haben wir dann auch endlich den Hafenmeister erreicht und konnten ohne Ende warm duschen. Ein schönes Gefühl!