Die Tour

22. Bella Italia – Sardinien

Wir brachen am 17. September 2019 aus Menorca auf, um italienische Gewässer zu erreichen. Die Delfine, die wir gleich zu Beginn unseres abendlichen Törns sahen, stimmten uns positiv und wir freuten uns auf die zwei Tage Segeln, die wir vor uns hatten. Menorca hatte uns unwahrscheinlich gut gefallen – wie man in unseren letzten beiden Berichten sicherlich ablesen kann. Wir waren aber auch sehr gespannt auf das Segelrevier in Sardinien.

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Mittelmeerdelfine – immer auf Distanz aber trotzdem sehr schön

Wie immer wenn wir lange Strecken segelten, waren wir etwas aufgeregt wegen der langen Tour. Es hatte sich bei uns so eingependelt, dass ich den ersten Teil der Nachtschicht übernahm. Bis ca. 2 Uhr morgens segelte ich, dann übernahm Fiete bis ca. 8 Uhr morgens. So kam jeder auf knapp 6 Stunden Schlaf. Mittlerweile hatten wir richtige Rituale etabliert, um gut durch die Nacht zu kommen. Solange die Kinder dabei mitspielten – was bei der Großen nicht so sehr das Problem war wie Momentan bei der Kleinen – so funktionierte das auch richtig gut. Ausgestattet mit Hörbüchern, Podcasts, Kindle, Snacks, Wasser und für den Notfall auch einen Eimer, startete ich die erste Nacht unserer Überfahrt nach Sardinien. Ich fand es auch überhaupt nicht mehr unheimlich mich auf der schwarzen Masse fortzubewegen, sondern genoss die Nachtfahrten richtig. Vor allem die Sterne zu bewundern wurde mir nie überdrüssig. Das ging immer, auch stundenlang.

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Das Mini bei ihrer Lieblingsbeschäftigung: Boot erklettern!

Tatsächlich wurde es aber etwas weniger entspannend dadurch, dass das Mini nicht mehr ganz so viel Schlaf benötigte wie zuvor. Deshalb hatte ich einen langen ersten Teil des Abends damit zu tun sie zu beschäftigen. Irgendwann konnte ich sie dann überzeugen in der Trage einzuschlafen. Sie schlief immer an mir und wenn es darum ging größere Veränderung an der Segelstellung vorzunehmen war ich ziemlich gehandicapt. Den Kurs beizubehalten oder leicht anzupassen war natürlich kein Problem. Aber die Fock von einer Seite auf die andere zu holen erwies sich je nach Wetterlage schon mal als problematisch. In dieser Nacht kam ich daher zwei-dreimal an meine Grenzen: die Fock musste jeweils auf die andere Seite geholt werden, um mit dem Wind zu gehen. Durch meine eingeschränkte Mobilität – und meine zugegebener Maßen etwas schwächlichen Arme – musste ich leider zweimal Fiete wecken, um mir bei der Anpassung der Segel zu helfen.

Das führte natürlich dazu dass der Kapitän nicht so gut schlief und etwas müde war, als ich ihn dann zu seiner Schicht weckte. Und wenn eine Schicht anstrengend ist weil man müde ist, so ist auch leider die nächste Schicht meistens anstrengend und ermüdend, da man keine Zeit hat den Schlaf nachzuholen. Dementsprechend war die gesamte Überfahrt nach Sardinien, nicht nur aufgrund des Schlafmangels, auch durch Wind und Wellen etwas… anstrengend. Wir waren sehr erleichtert als wir denn Land sichteten.

Ankunft in Sardinen – Porto Flavia

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Der „Pan di Zucchero“ bei Sonnenuntergang

Gegen Mittag kamen wir in der ausgewählten Bucht an. Kurz vor diesem kaum zu erwartendem Ende der Überfahrt, kam es noch mal zu einer unerwarteten Situation: wir wollten vor dem „Pan di Zucchero“, dem sogenannten Zuckerhut, ankern und waren total überwältigt von dem Anblick, dass uns das für uns unbekannte Tor des Porto Flavia bot. Im selbsen erstaunten Moment wurde der Wind zwischen den beiden Felsen getunnelte und blies verstärkt in die Segel. Also mussten wir all unsere Bewunderung für Porto Flavia zur Seite schieben und uns darauf konzentrieren unser Boot in den Griff und unseren Anker in den Sand zu bekommen. Eigentlich unproblematisch, aber wenn man nicht damit rechnet, dass der Wind beim Segeleinholen nochmal so stark bläst, gar nicht so einfach! Kurz darauf klappte dann aber auch alles wie geplant und wir konnten aufatmen.

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Unsere erste Ankerbucht auf Sardinien

Wir waren wirklich erschöpft, aber wieder mal überwältigt von der wunderschönen Aussicht: Meer und Küste boten ein atemberaubendes Farbspektakel. Diesen Tag ließen wir aufgrund der Müdigkeit nur noch ruhig ausklingen, aber den nächsten Tag genossen wir dann wieder in vollen Zügen!

So nahmen wir uns dann beim Ablegen auch ganz viel Zeit, um uns das Hafentor von Porto Flavia genauer anzusehen. Es handelt sich dabei um ein ehemaliges Minenwerk. Auf Küstenseite wurde eine wunderschöne Anlegestelle in den Felsen gehauen. Ein außergewöhnlicher Anblick!

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Porto Flavia – ein imposanter Anblick

Wir fuhren am nächsten Tag gleich weiter, da unsere Vorräte etwas knapp wurden. Außerdem war die Wäschetüte überfüllt und wir hatten tierisch Lust auf eine Pizza, jetzt wo wir in Italien waren.

Carloforte – ein traumhaftes Städtchen

Also machten wir uns auf den Weg nach Carloforte, der Ort der uns von unserer Segelbekanntschaft aus Ciutadella empfohlen worden war. Bis dorthin war es nicht mehr weit und am Hafen von Carloforte konnten wir ohne weitere Umstände auf die gewohnte römisch-katholische Art anlegen.

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Eine der vielen schönen Balkonbrüstungen in Carloforte

Carloforte erwies sich tatsächlich als ziemlicher Glücksgriff. Nicht nur das Städtchen, auch die Menschen die wir dort kennenlernten begeisterten uns sehr. Am ersten Abend gingen wir ins Stadtzentrum von Carloforte und wurden sehr schnell vom italienischen Lebensstil überwältigt: es war wahnsinnig laut auf dem zentralen Platz, wo lauter Kinder und Menschen saßen, redeten, spielten, quatschten, schrien und hin und her rannten. Das war für uns, die wir mittlerweile Langzeitsegler waren und nun doch eher etwas abgeschieden lebten, ein ganz schön krasses Kontrastprogramm!

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Menschen und Fahrzeuge gab es so einige auf Carloforte

Aber wir fanden Pizza und wir fanden vor allen Dingen Eis! Unsere Große hatte sich in den Kopf gesetzt ein Eis in den Farben der italienischen Flagge zu essen, da sie so glücklich war, dass wir endlich im Land von ihrem Nonno angekommen waren. Also bekam sie ein Eis mit drei Kugeln: Erdbeer, Vanille, Pistazie! Ein Italieneis eben. Letztendlich aß sie nur die Kugel Erdbeereis und Fiete bekam die restlichen Kugeln als Nachtisch. Als Nachtisch nach seinem Eis wohlbemerkt. Die Große war überglücklich in Italien zu sein und freute sich über ihr riesiges Eis, auch wenn sie gar nicht alles essen konnte. Vor allen Dingen freute sie sich aber darüber so viele Kinder zu sehen. Der erste Abend in Carloforte war somit ein voller Erfolg.

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Bunte, kleine und pastellige Häuser in Carloforte

Neben den vielen Menschen gab es natürlich auch noch viele Häuser, die gerade in Carloforte wunderschön anzusehen waren. Viele verschiedene Pastelltöne, Bögen und kleine Gassen boten einen wunderbaren Anblick. Es machte richtig Laune durch Carloforte zu flanieren.

Am nächsten Tag trafen wir eine unwahrscheinlich nette Segelfamilie. Die erste Familie die wir trafen, die ebenfalls mit einem Säugling unterwegs war. Wie es der Zufall wollte handelte es sich dabei um Franzosen, was natürlich Klasse war! Noch besser war, dass es sich um Franzosen handelte die auch englisch sprechen konnten. Somit kamen wir alle auf unsere Kosten. Als wir dann auch noch auf ihr Boot zu einer Runde Crêpes und Galettes eingeladen wurden, waren wir noch begeisterter. Jetzt möchte man meinen das wäre sehr klischeehaft, dass die französische Familie einen Crêpebräter auf dem Boot hatte… Klischee oder nicht, es war einmalig lecker und wir freuten uns über das nette Gespräch und das wirklich leckere Essen. Die Große freute sich über das gleichaltrige Mädchen, mit der sie das Boot erkundete. Das Mini guckte interessiert das andere Baby an. Alles in einem ein sehr schöner Vormittag.

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Glückliches Kind = glückliche Eltern

Leider segelte die Familie noch am gleichen Tag weiter und das auch leider in die andere Richtung. Sie wollten zurück nach Frankreich und mussten den Wind nutzen, um voranzukommen. Für uns kam der Wind aus der falschen Richtung, weswegen wir eine Nacht länger im Hafen von Carloforte blieben. Es erwies sich erneut als Glücksfall, denn etwas später am selben Tag, traf Fiete ein Segelerpaar, denen er auf Youtube schon länger folgte: Sailing Kittwake. Ich hatte deren Segelvideos auch schon ein paar Mal gesehen, konnte die von Fiete gewünschte Begeisterung dafür aber bisher nicht aufbringen. Die Leute aber persönlich kennenzulernen, fand ich dann schon spannend. Ryan und Elena sind ein sehr sympathisches Paar und so veabredeten wir uns zum Abendessen.

Wir hatten ein bisschen Sorge, dass es mit den beiden Kindern, nicht die ideale Situation wäre, um neue Leute kennenzulernen. Zum Glück lief aber alles gut. Die Große freute sich die beiden kennenzulernen und Mini ließ sich trotz vorangeschrittener Stunde relativ einfach händeln. Es war also ein sehr netter Abend mit den beiden und sehr spannend ihre bisherigen Erfahrungen zu hören. Sie hatten unser nächstes Ziel, Sizilien, schon besegelt und so konnten wir uns wieder wunderbare Tipps abholen.

Abschied aus Carloforte und Sardinien

Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns nochmal von den beiden. Ihre Reise verfolgen wir weiter über den Youtube-Kanal, was mit dieser persönlichen Erfahrung auch viel spannender ist. Der Wind stand gut für unsere Weiterfahrt. Wir wollten bald nach Sizilien übersetzen, da Fietes Eltern uns dort Anfang Oktober besuchen kommen wollten. Vorher planten wir aber noch einen Zwischenstopp in der Bucht von Pula ein. Auf dem Weg dorthin sahen wir wieder Delfine und die Landschaft bot auch diesmal einen imposanten Anblick. Wir waren in unserer Happy-Segellaune!

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Romanischen Kirche am Strand von Santa Margerita di Pula auf Sardinien

Als wir uns einen Ankerplatz in der ausgewählten Bucht suchten, mussten wir diesmal wirklich sehr genau schauen, da die Bucht ziemlich steinig war. Wir mussten umsetzen, da der Anker an der ersten Stelle nicht hielt und brauchten somit ziemlich lange zum Ankern. Das nahm uns eine sardische Badurlauberin ziemlich krumm und schrie uns auf Italienisch an, dass wir unseren „stinkenden Scheissmotor“ ausmachen sollten. Wenn sie nicht auf Italienisch geflucht hätte, hätte ich gedacht sie wäre Berlinerin. Aber es gibt scheinbar auch sehr unfreundliche Italienerinnen. Kein besonders netter Empfang.

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Die Segelboote unserer Bekanntschaften in der Bucht von Pula

Dafür trafen wir kurz darauf die Crew eines anderen deutschen Bootes, mit denen wir uns kurz austauschten. Dieser Kontakt war dann schon viel netter. Das waren die ersten Segler die wir trafen, die auch aus Berlin kamen. Sie haben ebenfalls einen Youtube-Kanal unter dem Namen „see the little things„. Dort teilen sie ihre Reiseerfahrungen und -berichte. Ein weiteres Seglerpaar lag in der Bucht, welches wir auch schon von vorher kannten, die Crew von Sailing Magic Carpet. Wir freuten uns über die spannenden Leute, die um uns herum waren.Wir unterhielten uns leider nicht lange mit den beiden Berlinern, da die Kinder ungeduldig waren, an Land wollten und Hunger hatten. Also tauschten wir uns nur kurz aus und fuhren dann mit dem Dinghy an Land.

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Segelboot „Magic Carpet“

Der Strand von Santa Margaritha di Pula, auch der goldene Strand von Pula genannt, war wunderschön. Wunderbar feiner Sandstrand und eine herrliche Wasserfarbe. Die angrenzenden Restaurants waren ok. Sehr touristisch und nichts besonders, aber wir wurden satt. Es war heiß und aufgrund der Wetterlage entschieden wir gleich am nächsten Morgen unsere Überfahrt nach Sizilien zu starten. Daher liesen wir größere Unternehmungen für diesen Tag sein, auch wenn es sicherlich noch viel zu sehen gegeben hätte.

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Sonnenuntergang in der Bucht von Pula auf Sardinien

Aber man kann leider nicht alles sehen! Generell dachte ich, dass wir viel mehr von Sardinien erkunden würden, aber die Insel ist eben doch größer als man denkt. Dennoch bin ich mir sicher, dass wir einen sehr schönen Teil von Sardinien besegelt haben und das ist ja schonmal viel Wert. Also genossen wir einen letzten Sonnenuntergang auf Sardinien und gingen früh schlafen, um fit für den nächsten langen Schlag zu sein.

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