20. Menorca (Part 1)
Bevor wir nach Menorca gesegelt sind, hatten wir keinerlei Vorstellung von Menorca. Wir hatten gelesen das es die kleine Schwester von Mallorca ist und hatten in unserem bisherigen Leben kein besonders großes Interesse daran gehabt, die Insel zu besuchen. Aber Menorca liegt auf dem Weg in Richtung Italien und deswegen statteten wir der Insel einen Besuch ab und starteten unseren Segeltörn nach Menorca.
Kurs nach Menorca
Von unserem Ankerspot Cala Morlanda auf Mallorca, waren es nur 40 Seemeilen, also circa 8 Stunden bis zu einem südlichen Punkt auf Menorca. Die meisten Segler segeln von Mallorca aus bis zur Westspitze der Insel nach Ciutadella. Das ist viel näher und die Stadt ist wohl auch sehr attraktiv. Da wir aber ein paar Tage später einen Sturm erwarteten und am anderen Ende der Insel besser vor dem stürmischen Wetter geschützt waren, entschieden wir uns dafür, die Insel gleich südöstlich anzusegeln. In der Hauptstadt der Insel, der Stadt Mahón, wollten wir dann abwettern.
Wie immer, wenn wir einen schönen Ort verließen waren wir etwas traurig Mallorca zu verlassen. Gerne hätten wir auch den Norden Mallorcas noch weiter entdeckt. Aber beim Segeln muss man die Winde nutzen, die einen in die richtige Richtung führen, von daher segelten wir am 8. September 2019 weiter und nahmen Kurs auf Menorca.
Anders als unser Segeltörn nach Mallorca, war die Überfahrt nach Menorca sehr entspannt. Das Meer war sehr angenehm und wir hatten eine schöne Überfahrt. Als wir auf die Insel zu segelten, waren wir fast sprachlos über das was wir sahen: Die angeblich kleine Schwester war noch viel attraktiver als die Große. Ein großer Vorteil von Menorca ist dass die Insel und das drum hergehende Wasser bereits 1993 als Biosphärenreservat deklariert wurden. Dadurch ist die Insel viel weniger durch Hotelkolosse entstellt und bietet einen viel schöneren Anblick als Mallorca. Außerdem reisen viel weniger Deutsche dorthin. Dafür eine Menge Engländer…
Cala en Porter auf Menorca
Unsere erste Station auf Menorca war die Cala en Porter, die einen traumhaften Anblick bot und wunderschönes türkises Wasser für uns parat hielt. Somit endete unser erster Tag auf Menorca natürlich damit den Anker zu schmeißen, ins Wasser zu springen und dieses zu genießen. Wir waren sehr begeistert von der Bucht und genossen den Abend dort sehr.
Am nächsten Tag mussten wir leider weiter, um dem Unwetter zu entfliehen. Nach einer vorfrühstücklichen Schwimmrunde im Meer, holten wir also den Anker hoch und setzten Kurs nach Mahón. Die Segeltour war sehr schön, da die gesamte Küste uns stark beeindruckte. An einer Stelle der Küste segelten wir über verschiedene Sandbänke, die alle tief genug waren, um darüber zu segeln. Die Wasserfarbe veränderte sich in diesem Bereich gefühlte 100 Mal: von Tiefblau zu Grün, von Türkis zu Smaragdgrün, von Hellblau zu Königsblau und Himmelblau so wie viele weitere Farbennuancen der Blau-Grünpalette. Wir waren völlig in den Bann dieses facettenreichen Farbspektakles gezogen.
Maó oder Mahón
Und als wir in den Hafen von Mahón einsegelten (der deutsche Name ist Maó, aber die Spanier sagen Mahón) hielt unsere Begeisterung an. Mahón ist der Größte Naturhafen Europas und einer der Sichersten auch noch. So segelt man ein ganzes Stück, genau genommen knapp drei Seemeilen, die Mündung hinunter, bevor man am Stadtkern und den dort gelegenen Häfen ankommt. Auf unserem Weg dorthin schipperten wir an kleinen Inseln vorbei, die einen wunderbaren Anblick boten. Die Küste um uns herum florierte, eine der kleinen Inseln war mit einer antiken Festung versehen und die kleinen Häuser hatten oftmals einen direkten Wasserzugang und überzeugten durch ganz viel Charme. So ein Häuschen mit Wasserzugang auf Menorca, dass könnten wir uns eigentlich auch ganz gut vorstellen…
Wir legten in einem der vorderen Häfen von Mahón an. Mittlerweile waren wir recht geübt im römisch-katholischen Anlegemanöver, daher lief das mit Hilfe des Marineros sehr gut. Von unserem Liegeplatz hatte man gleich eine Eisdiele im Blickfeld, wir waren also happy. Auf der anderen Seite schauten wir auf das Meer und auf eines der schönsten Häuser mit direktem Zugang zum Wasser, dass wir gesehen hatten. Der Ort war also wunderbar zum Träumen und Genießen.
An unserem ersten Abend in Mahón gab es ein Stadtfest und überall waren Musik und kleine Essenstände am Hafen. Fiete war müde von dem langen Segeltag, daher ging ich mit den beiden Mädels alleine eine Runde auf dem Fest drehen. Auf einer Bühne, die auf dem Wasser lag spielte eine sehr gute Band. Wir blieben dort, tanzten ein bisschen und die Große wollte dort gar nicht mehr weg. Irgendwann ging es dann aber doch zurück aufs Boot und nach dem Feuerwerk um Mitternacht konnten wir dann sogar einigermaßen ruhig schlafen.
Aufgrund der großen Fähren, die am Hafen vorbei fuhren, wachten wir jedoch relativ früh durch den aufkommenden Schwell auf. Aber wir waren ja auch nicht auf Menorca um zu schlafen, also machten wir uns auf die Stadt zu erkunden. Auf dem Weg dorthin gingen wir noch an einer Autovermietung vorbei, wo wir uns für drei Tage ein Mietwagen liehen, um doch noch die westliche Spitze der Insel und einige andere Orte zu entdecken.
Danach gingen wir ins Stadtzentrum von Mahón, welches oberhalb vom Hafen lag. Oben angekommen fing es an zu regnen. Wir suchten über das Handy ein gutes Restaurant, da es mittlerweile eh Mittagessenszeit war, doch als wir dann dort ankam war dies leider geschlossen. Der Regen wurde mittlerweile stärker und wir stellten uns erstmal in einer Apotheke unter. Da die aber dabei war zu schließen und wir Hunger hatten, entschieden wir ins nächste Restaurant zu rennen. Das nächste Restaurant war leider auch geschlossen und die Bars und Cafés, die wir auf dem Weg sahen waren bereits völlig überfüllt. Wir waren mittlerweile auch schon ziemlich durchnässt.
Wir probierten uns ein Taxi zu bestellen, aber auch das war leider nicht möglich. Die Zentrale sagte mir wir müssten zum Zentralplatz kommen, um ein Taxi zu nehmen, das war irgendwie witzlos. Das war bei diesem Platzregen einfach nicht möglich. Der Regen wollte einfach nicht weniger werden, unser Hunger wurde dagegen immer Größer. Deswegen wollten wir beim Restaurant um die Ecke unser Glück nochmal versuchen. Als wir dort ankam, war das Restaurant schon mal geöffnet. Dafür war es ziemlich voll und die Kellnerin sagte uns, dass die Technik ausgefallen wäre und nichts mehr ginge. Es war nicht möglich was zu essen zu bekommen. Grmmnpff, was für ein Tag. Wir durften aber drinnen warten, bis der Regen etwas nachlies.
Nach einer Weile überredet mich Fiete dazu, die Kellnerin darum zu bitten uns ein Taxi zum Restaurant zu bestellen. Die Restaurantchefin an der Bar mühte sich netterweise für uns, wobei es scheinbar auch für sie schwierig war: die Leitung war ständig belegt. Nach circa 15 Minuten konnte sie das Taxiunternehmer dann erreichen und bekam die Auskunft, das es vor in einer Stunde kein verfügbares Taxi gäbe. Ich bedanke mich für ihren Versuch und fragte, ob wir nicht vielleicht eine Kleinigkeit essen könnten. Die ganze Zeit wurde leckeres Essen an mir vorbeigetragen und ich war mir nicht sicher, dass das mit der kaputten Technik noch aktuell war.
Sie wies mich an, mich einen Moment zu gedulden. Es dauerte zwar noch ein bisschen, aber dann bekam ich die Speisekarte und einen Stuhl an der Bar, um etwas zu essen zu bestellen. Uns lief das Wasser im Mund zusammen und wir hätten am liebsten alles bestellt. Etwas später wurde dann sogar ein Tisch für uns im Obergeschoss frei und wir konnten uns richtig bequem niederlassen. Das Essen in diesem Restaurant war der Knaller und wir bekamen eine Köstlichkeit nach der anderen an den Tisch gebracht. Es waren unfassbar leckere Tapas.
Der Technikausfall bezog sich auf die Kasse und die Kühlschränke, wie wir dann herausfanden, aber in der Küche war zu unserem Glück alles heile geblieben. Unser Stadtausflug hatte sich somit doch noch gelohnt. Zufrieden und satt wollten wir zurück zum Hafen. Gerade als wir losgingen, fing es wieder an zu regnen. Diesmal schafften wir es aber noch bis auf den Zentralplatz, wo wir diesmal auch ein Taxi bekamen, das uns innerhalb von zwei Minuten auf unser Boot fuhr. Den restlichen Tag trockneten wir vor uns hin oder versuchten es zumindest.
Am nächsten Tag konnten wir früh morgens das Auto abholen. Wir hatten es vom 11. bis 14. September 2019 gemietet. An unserem ersten Tag fuhren wir zur hübschen Hafenstadt Fornells. Obwohl es eine kleine Stadt ist, war sie für uns ein wahres Shoppingparadies. Ich fand dort zwei hübsche Kleider, Fiete zwei schöne T-Shirts und die Große bekam auch ein T-Shirt. Ab und zu regnete es noch ein bisschen, aber wir hatten zum Glück diesmal einem Regenschirm dabei. Unser Mini mochte unseren Ausflug mit dem Auto allerdings abermals nicht so gerne, weswegen die Fahrten etwas herausfordern waren.
Binibequer Vell, das weiße Dorf
Am Nachmittag schafften wir es aber doch noch nach Binibequer Vell zu fahren, einer wunderschönen weißen Stadt, die ein typisch menorquinisches Fischerdorf nachahmt. Nachahmt? Ja, tatsächlich: das Dorf wurde erst 1972 von einem Architekten namens Antonio Sintes Mercada erbaut, um den Tourismus anzukurbeln und neue Unterbringungsmöglichkeiten für die Touristen zu schaffen. Dennoch ist das Dorf nicht weniger attraktiv anzuschauen. Allerdings, kaum waren wir in Binibequer Vell angekommen, so fing es auch schon wieder an zu regnen, weswegen wir erstmal in einem Restaurant einkehrten.
Wir hatten tags zuvor gelernt nicht zu warten bis der Starkregen kam und die Restaurants überfüllt waren, sondern lieber gleich reinzugehen. Auch dort war das Essen wieder sehr lecker. Wir hatten uns sehr an die spanische Tapas gewöhnt bzw. ließen uns davon verwöhnen.
Der Himmel klarte zum Glück wieder auf, so dass wir die Stadt in Ruhe und trockenen Fußes besichtigen konnten. Diese weißen Häuser und Gassen bieten einen wirklich schönen Anblick. Das Licht wird von den Häuserwänden reflektiert und jede bunte Blume wirkt vor ihrem weißen Hintergrund wie ein unerklärliches Wunder. Wir fragten uns wie viel Liter weiße Farbe diese Stadt im Jahr wohl benötigt…
Etwas skurril fanden wir dann aber doch das an der Küste gelegene Hotelresort, welches mit Schildern versehen war, auf denen Stand das keine Kinder erlaubt sein. Wir hielten unsere Große diesmal nicht davon ab lauthals Pferd zu spielen und vor dem Resort auf und ab zu galoppieren.
Auf dem Rückweg nutzen wir unser Mietauto, um einen Großeinkauf zu tätigen. Das war das erste Mal, dass wir mit fahrbarem Untersatz einkaufen gehen konnten. Das mussten wir ausnutzen. Unser Mini hatte sich mittlerweile gottseidank auch an das Auto gewöhnt und so wurden erst der Einkaufswagen und dann das Auto vollgestellt. Wir genossen die ruhige Rückfahrt, denn beide Kinder waren nach dem aufregenden Tag eingeschlafen und freuten uns, dass wir diese traumhaft schöne Insel noch zwei weitere Tage erkunden durften.
5 Kommentare
Henning
Jetzt musste ich den Krimi beiseite legen… Es ist wirklich immer sehr lohnenswert eure Eindrücke nachzuempfinden. Danke dafür!
Sylvie Nautré
Merci. On comprend que tu aies une peu de mal à te réhabituer. Bisous
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Eleonora Goio
Ciao Julie,
un po‘ alla volta sto seguendo la vostra splendida avventura e mi viene voglia di andare a vedere i luoghi e le isole che non ho visto…quanta nostalgia di caldo, mare e vela
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